Monatspredigt Dezember


Monatspredigt Dezember

Lesung Lukas 5,1–11
Es geschah aber, während das Volk sich um ihn drängte und das Wort Gottes hörte und er am See Gennesaret stand, dass er zwei Boote am Ufer liegen sah. Die Fischer waren ausgestiegen und wuschen die Netze. Da stieg er in eines der Boote, das Simon gehörte, und bat ihn, ein wenig vom Land wegzufahren. Dann setzte er sich und lehrte die Menge vom Boot aus. Als er aufgehört hatte zu reden, sagte er zu Simon: Fahr hinaus ins Tiefe, und werft eure Netze zum Fang aus! Und Simon entgegnete: Meister, die ganze Nacht hindurch haben wir gearbeitet und nichts gefangen, aber auf dein Wort hin will ich die Netze auswerfen. Das taten sie und fingen eine grosse Menge Fische, ihre Netze aber drohten zu reissen. Da winkten sie den Gefährten im anderen Boot, sie sollten kommen und mit ihnen Hand anlegen. Die kamen, und sie machten beide Boote so voll, dass sie beinahe versanken. Als Simon Petrus das sah, fiel er Jesus zu Füssen und sagte: Geh weg von mir, Herr, denn ich bin ein sündiger Mensch. Denn er und alle mit ihm erschraken über den Fang, den sie getan hatten; so auch Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, die Simons Gefährten waren. Da sagte Jesus zu Simon: Fürchte dich nicht! Von jetzt an wirst du Menschen fangen. Und sie brachten die Boote an Land, liessen alles zurück und folgten ihm.

Liebi Froue und Manne, wärti Gmeind
Vor churzem hani dürne Zuefau im Internet ä Predigt gfunde, wo mi bewegt het.
Ig bi uf dr Suechi gsi nach eme Pfarrer.
Und zwar nach em Holger Pyka us Dütschland.
Nid dasi dä kennt hät, aber ig wirde nächsts Jahr ä Wyterbiudig bi ihm bsueche.
Und so macht me haut, was me hützutags macht.
Me googlet1 und versuecht äs erschts Biud vo dere Person zgwinne.
Äbe bi dere Suechi bini uf Youtube2 uf ne Predigt vo ihm gstosse zum Thema, «Wie funktioniert Glauben?»

Mi het sini Predigt sehr berüehrt und ig ha mir vorgno, äs paar vo sine Gedanke mau für ne eigeti Predigt zstibize.
Und so isch ä grosse Teil vor hütige Predigt äbe vo däm Holger Pyka inspiriert oder überno.
Aber jetze fertig mit Quellenagabe. Jetze styge mir y id Predigt.

1. Teil
«Wie funktioniert Gloube?».
Um dere Frag nachezgah, touche mir grad i die erschti Szene vom Bibutext y, wo mir aus Läsig ghört hei.
Ig hoffe dir heit d Gschicht no chly vor Ouge.
Jesus steit am Strand und isch umringt vo Mönsche.
Är entdeckt dert dr Petrus und die angere Fischer.
Är geit uf sie zue, wo sie grad ihrer Netz uslade.
Sie hei Jesus nid yglade, nid ufgforderet zu ihne zcho. Sie rede ihn nid a, sondern sie wärde vo ihm agsproche.
1 Googlen: Heutiger begriff für das Nachschlagen bzw. Suchen im Internet. Dabei wird ein Wort, eine Person oder ein Thema im Internet in eine gängige Suchmaschine eingegeben. Die bekannteste ist eben «google». Die Suchmaschine der Firma Alphabet Inc aus den USA.
2 Videoplatform im Internet. Dort findet man Millionen von Videos. Unter anderem auch Predigten.

Ufe Gloube umgmünzt: Gloube isch immer Antwort.
Gloube, Vertroue isch nüt, wo mir im Vorus leiste oder müesste leiste.
Gloube isch immer Antwort, isch immer Reaktion vo üs Mönsche, we Gott üs aspricht.
Mir chöi Gloube nid erzwinge, nid mache.
Mir chöi immer numen Antwort gäh, we Gott üs im Härz berüehrt oder üs uf d Schultere chlopfet.
Für teil Mönsche passiert das scho ir Chindheit.
Zum Bispiu imene Gebät oder Lieder vo de Eutere und Grosseutere am Tisch oder am Abe im Bett.
Dert gits viellech ä Satz, äs Wort, wo sie berüehrt het oder wo sie gspürt hei, mou das isch wahr.
Angeri ghören äs Wort oder ä Gschicht im Ungerricht oder ir Sunntigsschueu, wo sie irgendwenn im Läbe gspüre, das es sie treit.
Wieder angeri stöh ungerem Stärnehimmu und sy überwäutiget vor Grössi und Wyti und ahne: Da gits meh.
Und när chunt Jesus uf sie zue und usere vagen Ahnig, us em irgerndwie ergriffe- oder intressiert sy, wachst ä Beziehig zu Gott.
Zu däm, wo üs da in Jesus uf Ougehöchi begägnet.

2. Teil
Zwöitens: Jesus chnüpft bi öppisem bi üs a.
Wo Jesus a See Genezareth chunt, da wott är nid ga Fische. Da si viumeh Mönsche, wo ihm wei zuelose.
Äs si sovieli, dass är ä passendi Steu muess ha, dass ne aui ghöre.
Ersch jetzte chunt dr Petrus i Blick.
Aber Jesus geit nid zu ihm und verzeut ihm öppis über ds Rich vo Gott, sondern:
«Ig bruuche dis Boot, chasch Du mi äs Stück usefahre?»

Im Text wird usdrücklech erwähnt, dass es em Petrus sis Boot isch.
Ir Bible wird das nid ohni Grund erwähnt.
Dr Petrus het öppis, wo Jesus cha bruuche.
Und ja, ig würd säge, jede Mönsch het öppis, wo Gott dran cha achnüpfe.
Öppis, wo Gott cha bruuche, und zwar für angeri.
Meistens we mir agfragt wärde, öppis zmache, reagiere mir zrugghautend.
«Nei, ig doch nid.
Dr Peter oder ds Hanni chöi das viu besser.
Ig ha doch nüt, wo Gott chönt bruuche.»
«Mou, das hesch Du!»
Viellech isch es dini Zyt, viellech dini Stimm, viellech dis Talänt angerne Zuezlose oder zur Hand zgah.
Ja mir aui hei Eigeschafte, Fähigkeite, Talänt, wo Gott cha bruuche, um angerne Mönsche byzstah.
We mir wei wytergah im Gloube, de chöi mir üs frage: Was isch ds Boot i mim Läbe, wo Jesus cha bruuche, um d Mönsche besser zerreiche?

3. Teil
Drittens: Fahr use, derthäre, wos töif isch.
Wär fischet, weiss, im flache Wasser faht me nume chliini Fisch.
Drum fahr use, derthäre, wos töif isch.
Wär aber zum tiefe Wasser wot, muess ds sichere Ufer hinger sich lah.
Und mir aui kenne das.
Solang mir üs am Ufer ufhaute, ar Oberflächi vom Läbe, tuets ou nid so weh.
Wo ni aber mi ufmache id Tiefi.
Auso dert häre, wo die aute Wunde sy.
Dert häre, wo miner Ängst und Sorge sy, wird’s schwär.

Im Gloube chunt aber irgendwenn dr Punkt, wo me sich i die Tiefi muess wage.
Derthäre, wos weh tuet, wo d Verletzige und d Sehnsücht sy. Äs brucht dä Punkt, wo mir üse Schutz ufgäh und Gott aues vor d Füess lege.
Ds ganze Gepäck, wo ds Läbe üs ufbürdet het.
Dä Ort ir Tiefi isch ke agnähmen Ort.
Aber äs isch ou dr Ort, wo Heilig müglech isch. Wo die offete Wunde chöi gheilet wärde.
Drum fahr use, derthäre, wos töif isch.

4. Teil
Viertens: Dert unge ir Tiefi, merkeni, dass Gott mi nid richtet, nid verurteilt, sondern mir sini Hand entgägestreckt und seit: «Häb ke Angst, ig ha di erlöst. Ig bi bi dir, immer.»
Wär scho mau a däm Ort isch acho, wos nümme wyter geit, weiss was i meine.
A däm Ort isch ä tiefi Wärmi und Liebi da.
Da isch öpper, wo mi so ahnimmt, wie nig bi.
Da isch öpper da, wo mi ufrichtet und gärn het.
Gärn het, trotz mine Fähler, wo ni gmacht ha im Läbe,
trotz au däm, wo mir isch ata worde,
trotz au däm, wo ni mi viellech schäme drfür.
Wär a däm Ort achunt, für dä änderet sich öppis i sim Läbe. Dä weiss um d Verletzlechkeit vom Läbe, vom Sy.
Dä weiss, dass jede Mönsch sich sehnt nach Liebi und Geborgeheit.

5. Teil
Füftens: Und da verlahn ig jetze d Predigt vom Holger Pyka: Wär a däm Ort isch acho, muess wieder uftouche.
Die Liebi, die Wärmi klingt nache.
Und äs cha dr Momänt cho, wo sie wyt wäg schynt, wie ne ferni Erinnerig.

Und ou wär dä Ort ir Tiefi gfunde het, blybt nid verschont vor Schicksausschleg oder Unglück.
Aber grad i de schwäre Momänt isch sie wieder da, die Tiefi. Sie hiuft druf zvertroue, dass es ou im tiefste Meer ä Bode git, wo treit.
Ja, liebi Gmeind, wie geit das mit em Gloube?
Das isch ä gueti und ä wichtigi Frag.
Und ig möcht üs aune Muet mache, mit dere Frag ungerwägs zblybe.
Si bhautet üs wach für d Tiefi i üsem Läbe.
Si bhautet üs wach für das, wo im Läbe zeut.

Amen
Pfarrer Michael Siegrist, Dezember 2024