Verantwortlich: Tanja Fahrni
Bereitgestellt: 04.04.2023
Monatsbrief März - Der Indianer und der weisse Mann
Liebe Leserin, lieber Leser
Ein Indianer besuchte einen weissen Mann. In einer Stadt zu sein, mit dem Lärm, den Autos und den vielen Menschen - all dies war ganz neuartig und auch verwirrend für ihn.
Die beiden Männer gingen die Strasse entlang, als plötzlich der Indianer seinem Freund auf die Schulter tippte und ruhig sagte: «Hörst du auch, was ich höre?» Der Freund sagte: «Alles, was ich höre, ist das Hupen der Autos und das Rattern der Omnibusse.» «Ich höre ganz in der Nähe eine Gille zirpen.» «Du musst dich täuschen; hier gibt es keine Grillen. Und selbst, wenn es eine gäbe, würde man ihr Zirpen bei dem Lärm nicht hören.» Der Indianer ging ein paar Schritte und blieb vor einer Hauswand stehen. Wilder Wein rankte an der Mauer. Er schob die Blätter auseinander - und da sass tatsächlich eine Grille.
Der Weisse sagte: «Indianer können eben besser hören als Weisse.» Der Indianer erwiderte: «Da täuschst du dich. Ich will es dir beweisen.» Er warf ein 50-Cent-Stück auf das Pflaster. Es klimperte auf dem Asphalt, und die Leute, die mehrere Meter entfernt gingen, wurden auf das Geräusch auf- merksam und sahen sich um. «Siehst du», sagte der Indianer, «das Geräusch des Geldstücks war nicht lauter als das der Grille. Und doch hörten es viele der weissen Männer. Der Grund liegt darin, dass wir alle stets das gut hören, worauf wir zu achten gewohnt sind.»
Diese Geschichte, deren Autor nicht bekannt ist, ist sicher schon etliche Jahrzehnte alt. Ihre Aktualität hat sie aber keineswegs verloren! Die Ge- schichte lädt uns ein, darüber nachzudenken, welche Stimmen und Geräusche wir eigentlich beachten.
Hören wir die Spatzen und anderen Vögel auf den Dächern und Bäumen? - Oder nur den Rasenmäher im Nachbarsgarten? Hören wir die Musik im Ra- dio oder das Streiten unserer (Gross-)Kinder? Achten wir auf jene, die ihre Meinung besonders laut herausposaunen? - Oder beachten wir die leiseren Stimmen bescheidener und zuverlässiger Menschen?
Hören wir unseren Partner immer wieder das Gleiche sagen? - Oder bemerken wir, wenn er seine Meinung oder Gewohnheit geändert hat? Achten wir mehr auf die Stimme der Werbung oder auf jene unseres eige- nen Geschmacks? Mehr auf das Dorfgespräch oder auf unser Gewissen? Hören wir vor allem die guten oder die schlechten Nachrichten? Vor allem das Lob oder den Tadel? - Oder finden wir da die sinnvolle Mischung?
Von Natur aus ist unser Gehör in der Lage, aus den vielen vorhandenen Geräuschen das herauszufiltern, was für uns jetzt gerade wichtig ist. Wir können diese Gabe nutzen und mit Kopf oder Herz steuern, welche Töne und Worte für uns am meisten hörenswert sind. Momente der Stille und Besinnung können uns helfen, unser inneres und äusseres Ohr wenn nötig wieder neu auszurichten.
Und wenn wir unschlüssig sind, was zu hören jetzt richtig ist? Vielleicht können dann Bibelworte weiterhelfen. Zum Beispiel: «Lasst uns dem nach streben, was zum Frieden und zur Erbauung untereinander dient.» (Röm. 14,19) Oder auch: «Häuft keine Schätze auf der Erde an. Hier werden Mot- ten und Rost sie zerfressen und Diebe einbrechen und stehlen. Häuft euch vielmehr Schätze im Himmel an. Dort werden weder Motten noch Rost sie zerfressen und keine Diebe einbrechen und sie stehlen. Denn wo dein Schatz ist, da wird auch dein Herz sein.» (Mat. 6,19-21)
Was auch immer Ihr Leben in nächster Zeit mit sich bringt: Ich wünsche Ihnen von Herzen gute, manchmal überraschende und in jedem Fall ermutigende Hör-Erlebnisse!
Herzlich grüsst Sie im Namen des Kirchgemeinderats und des Pfarrteams von Seedorf
Pfarrerin Verena Schlatter
Ein Indianer besuchte einen weissen Mann. In einer Stadt zu sein, mit dem Lärm, den Autos und den vielen Menschen - all dies war ganz neuartig und auch verwirrend für ihn.
Die beiden Männer gingen die Strasse entlang, als plötzlich der Indianer seinem Freund auf die Schulter tippte und ruhig sagte: «Hörst du auch, was ich höre?» Der Freund sagte: «Alles, was ich höre, ist das Hupen der Autos und das Rattern der Omnibusse.» «Ich höre ganz in der Nähe eine Gille zirpen.» «Du musst dich täuschen; hier gibt es keine Grillen. Und selbst, wenn es eine gäbe, würde man ihr Zirpen bei dem Lärm nicht hören.» Der Indianer ging ein paar Schritte und blieb vor einer Hauswand stehen. Wilder Wein rankte an der Mauer. Er schob die Blätter auseinander - und da sass tatsächlich eine Grille.
Der Weisse sagte: «Indianer können eben besser hören als Weisse.» Der Indianer erwiderte: «Da täuschst du dich. Ich will es dir beweisen.» Er warf ein 50-Cent-Stück auf das Pflaster. Es klimperte auf dem Asphalt, und die Leute, die mehrere Meter entfernt gingen, wurden auf das Geräusch auf- merksam und sahen sich um. «Siehst du», sagte der Indianer, «das Geräusch des Geldstücks war nicht lauter als das der Grille. Und doch hörten es viele der weissen Männer. Der Grund liegt darin, dass wir alle stets das gut hören, worauf wir zu achten gewohnt sind.»
Diese Geschichte, deren Autor nicht bekannt ist, ist sicher schon etliche Jahrzehnte alt. Ihre Aktualität hat sie aber keineswegs verloren! Die Ge- schichte lädt uns ein, darüber nachzudenken, welche Stimmen und Geräusche wir eigentlich beachten.
Hören wir die Spatzen und anderen Vögel auf den Dächern und Bäumen? - Oder nur den Rasenmäher im Nachbarsgarten? Hören wir die Musik im Ra- dio oder das Streiten unserer (Gross-)Kinder? Achten wir auf jene, die ihre Meinung besonders laut herausposaunen? - Oder beachten wir die leiseren Stimmen bescheidener und zuverlässiger Menschen?
Hören wir unseren Partner immer wieder das Gleiche sagen? - Oder bemerken wir, wenn er seine Meinung oder Gewohnheit geändert hat? Achten wir mehr auf die Stimme der Werbung oder auf jene unseres eige- nen Geschmacks? Mehr auf das Dorfgespräch oder auf unser Gewissen? Hören wir vor allem die guten oder die schlechten Nachrichten? Vor allem das Lob oder den Tadel? - Oder finden wir da die sinnvolle Mischung?
Von Natur aus ist unser Gehör in der Lage, aus den vielen vorhandenen Geräuschen das herauszufiltern, was für uns jetzt gerade wichtig ist. Wir können diese Gabe nutzen und mit Kopf oder Herz steuern, welche Töne und Worte für uns am meisten hörenswert sind. Momente der Stille und Besinnung können uns helfen, unser inneres und äusseres Ohr wenn nötig wieder neu auszurichten.
Und wenn wir unschlüssig sind, was zu hören jetzt richtig ist? Vielleicht können dann Bibelworte weiterhelfen. Zum Beispiel: «Lasst uns dem nach streben, was zum Frieden und zur Erbauung untereinander dient.» (Röm. 14,19) Oder auch: «Häuft keine Schätze auf der Erde an. Hier werden Mot- ten und Rost sie zerfressen und Diebe einbrechen und stehlen. Häuft euch vielmehr Schätze im Himmel an. Dort werden weder Motten noch Rost sie zerfressen und keine Diebe einbrechen und sie stehlen. Denn wo dein Schatz ist, da wird auch dein Herz sein.» (Mat. 6,19-21)
Was auch immer Ihr Leben in nächster Zeit mit sich bringt: Ich wünsche Ihnen von Herzen gute, manchmal überraschende und in jedem Fall ermutigende Hör-Erlebnisse!
Herzlich grüsst Sie im Namen des Kirchgemeinderats und des Pfarrteams von Seedorf
Pfarrerin Verena Schlatter